Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner

Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner tönt nach einem sehr gesuchten Titel eines Selbstmanagementkurses oder so. In den letzten Tagen habe ich in Sachen Erziehung folgendes festgestellt:

Eins vorne weg, mir fehlt dieses Urvertrauen als Mutter. Ich habe immer das Gefühl, bei mir würden diese Mutterinstinkt-Skills einfach fehlen. Ich würde alles falsch machen und andere Mütter würden das mit der Kindererziehung viel besser, leichter, gelassener und selbstverständlicher handeln. Meine Erziehung ist verbunden mit vielen Selbstzweifeln und ewiger Suche nach dem richtigen Weg. Beim Nachbarn ist das Gras immer grüner und so. Zum Glück komme ich immer wieder in Situationen, in denen ich merke, dass das eben doch nicht so ist. Wurde mir bei der ADS Abklärung des Kindes sogar von einer Profiseite attestiert: „Sie haben soweit instinktiv jeweils richtig gehandelt und dadurch hat Ihr Kind jetzt viel weniger Probleme.“ Bäm! In your Face ihr Zweifel!

Kommen wir zur eigentlichen Motivation zu diesem Post

Wir erziehen unsere Kinder zum Beispiel so, dass sie für ihre Rechte selber einstehen sollen. In den letzten Tagen haben sich folgende Situationen ergeben und ich bin felsenfest überzeugt, dass das gut ist.

Sohn1 ist ein sehr grosser Titanic- und allgemein Schiffefan. Jedes Buch in unserer Stadtbibliothek welches was mit Titanic, Queen Mary2 oder sonstigen Schiffen zu tun hat, wohnte bereits mehrfach bei uns zu Hause. Und wenn ich sage, er ist ein Fan, dann meine ich damit, dass er alle und zwar wirklich alle Details kennt. Vom Aufbau der Schiffe über die Werft, welche Reedereien fusioniert haben, wo sie stehen, welche Schiffe sie gebaut haben. Ja, so schauen wir hier auch immer wieder O.O. Jedenfalls hatte er, seiner Meinung nach, die ausgesprochen tolle Idee. Und zwar soll ein neues Schiff gebaut werden, eine Mischung aus Titanic und Queen Mary 2 und dieses Schiff soll Queen Titanic genant werden. Seiner Meinung nach wäre das DAS ultimative Schiff für den Markt! Nachdem er uns regelmässig mit diesen Details beehrt, wir regelmässig scharf die Luft einziehen um nicht wieder zu sagen: „Ja, das hast du schon trölfzigtausendmal gesagt“ haben wir ihm vorgeschlagen, sich halt darum zu kümmern. Er soll sich überlegen, was er mit dieser Idee machen will.

Er hat also der Reederei Cunard (Queen Mary2) einen Brief geschrieben mit seiner Idee und mit seinen Vorschlägen. Ich habe ihm die Emailadresse heraus gesucht und er hat seinen Brief dorthin gemailt. Täglich hat er gefragt, ob nun eine Antwort gekommen ist. Er hat sich sogar Sorgen darüber gemacht, dass er nicht erwähnt hat, dass wenn sie seine Idee verwenden, der Name sein geistiges Eigentum ist und sie das nicht in ihrem Namen produzieren dürfen. Einige Tage später bekam er dann tatsächlich ein Paket von Cunard mit einem handgeschriebenen Brief und der Erklärung zum Ablauf und den Kosten beim Schiffsbau. Dazu bekam er noch Goodies zugeschickt und schläft jetzt fast mit dieser Kappe von Cunard. Dass sie seine Idee zur Zeit nicht umsetzen können, stört ihn nicht sonderlich.

Es geht um das grosse Ganze. Er hat sich getraut, etwas mit seiner Idee zu machen und dafür hat er was zurückbekommen. Er wurde gehört und seine Anfrage wurde ernst genommen und auch so beantwortet. Ich denke, für die Person die ihm zurückgeschrieben hat, war das ein kleiner Aufwand. Er hingegen hat gelernt, auf sich zu hören und sich selber zu vertrauen. Wir als Eltern unterstützen ihn immer bei solchen Ideen. Er hat auch schon der Queen Elizabeth zu ihrem Geburtstag geschrieben. Ich habe zwar vergessen, den Brief abzuschicken, aber hej, er hat auf Englisch einen Brief geschrieben und hat ihr zum Geburtstag alles Gute gewünscht. Wir als Eltern hätten auch sage können, dass das alles Blödsinn ist und er es einfach lassen soll.

Szenario Sohn 2

Er hatte eine Prüfung im Fach Mensch und Umwelt zum Thema Amphibien und Reptilien. Wir müssen die Prüfung mit der Note immer unterschreiben und schauen manchmal mit dem Kind die Prüfung gemeinsam noch durch. Mehr um zu sehen, was es nicht verstanden hat oder worauf es bei der nächsten Prüfung achten soll. So auch bei dieser Prüfung. Sohn2 zählte auch noch die Punktzahl zusammen und fand heraus, dass sich die Lehrerin verzählt hat und ein Punkt fehlt. Zuerst druckste er herum, ich solle das auf die Prüfung der Lehrerin drauf schreiben. Auch hätte sie bei der Zusatzaufgabe den versprochenen Zusatzpunkt nicht gegeben, dabei hätte er die extra deshalb noch gelöst. Dazu hätte er zu einer Frage im Fall auf der Rückseite die Antwort geschrieben und hat ja schliesslich ein * gemacht, ob sie  das gesehen hätte?

Die minimalistische Mutter wie ich bin, habe ich ihn damit beauftragt, alle seine Fragen, selber der Lehrerin zu stellen und das abzuklären. Ich möchte nicht anrufen. Wenn es ihm wichtig ist, dann soll er sich darum kümmern. Ein wenig schlechtes Gewissen hatte ich schon, wäre doch natürlich am nächsten Tag am liebsten in die Schule gerannt und hätte mich für mein Kind eingesetzt. So minimalistisch bin ich dann doch nicht :-)! Wenigstens für diese falsch zusammen gezählte Punktzahl! Eine Gemeinheit! Hahaha, ihr Eltern versteht was ich meine?

So hat das Kind seine Fragen auf einen Post-It geschrieben und ist damit am nächsten Tag in die Schule gedackelt und die Lehrerin darauf angesprochen. Sie hat ihm versprochen, in den nächsten Tagen sich das anzusehen und ihm Bescheid zu geben. Heute kam er mit der korrigierten Note zurück. Die Lehrerin hätte sich dafür bedankt, dass er sie darauf aufmerksam gemacht hätte und ihn gelobt, dass er es angesprochen hat. YAY!

Ich bin persönlich überzeugt, dass beide Kinder etwas wichtiges für ihr Leben gelernt haben! Trau dich, für dich selber einzustehen. Daher auch die abgeleitete Einleitung: Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner. 

Hätten wir die Ideen von Kind1 einfach belächelt und gesagt, dass sein Brief genau nix bewirken kann, was wäre dann passiert?

Hätte ich dem Impuls nachgegeben, sofort in die Schule stapfen zu wollen oder die Lehrerin angerufen, wäre die korrigierte Note nur halb so schön.

Meiner Meinung nach sind solche Aktionen sehr wichtig im Leben. Ich bin überzeugt, es ist sehr wichtig sich selbst zu vertrauen und seine Ideen umzusetzen oder für seine Meinung einzustehen. Fragen zu stellen wenn man irgendwelche Ungereimtheiten entdeckt! Auch bei höheren Instanzen nachzufragen oder etwas zu hinterfragen. Hätte ich zum Beispiel alles so gemacht, wie es mir all die Ärzte geraten haben, wäre ich jetzt nicht im heutigen Zustand hier. Hätte ich blind vertraut und zu allem ja gesagt, bin ich überzeugt, dass ich mich heute nicht so fühlen würde, wie ich mich fühle.

Liebe Leser/Innen, ich denke, Sie verstehen worauf ich hinaus will?!

(…und scheinbar habe ich doch diese Mutterskills.)

In diesem Sinne, einen wunderbaren Abend!

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Endspurt Schule

Diesen Sommer stehen bei uns grosse Schulwechsel an. Der kleine Sohn kommt in die erste Klasse und der grosse Sohn in die dritte Klasse. Ich kann mich noch immer an den Kindergarteneintritt des Grossen und an den, des Kleinen erinnern. Ich kann sogar sagen wie das Wetter war, was wir an hatten und wie ich dann leicht verwirrt nach Hause ging um das Mittagessen zu kochen.

Der kleine Sohn ist bereit für die Schule. Er kann es kaum erwarten ein Schüler und kein Kindergartenkind mehr zu sein. Die Einschulungstests hat er bravourös hinter sich gebracht und prahlt schon wie gut er mit Zahlen umgehen kann. Tatsächlich scheint es so, dass ihn Zahlen faszinieren und er fordert immer wieder, ich soll mit ihm kopfrechnen. Ich weiss zwar nicht woher diese Zahlenliebe kommt, aber ich bilde mir ein, dass er vielleicht ein Rechengenie werden könnte und seine Mathehausaufgaben mit Leichtigkeit und Spass machen wird. Ich kann mit Zahlen eher nix anfangen und Kopfrechnen war noch nie meine Stärke, aber, der Genpool wurde ja gemischt und wer weiss, was sich da noch für versteckte Schätze auf den Chromosomen tummeln. Aber, ich wäre ja nicht ich, wenn ich mich nicht fragen würde, wie seine schulische Laufbahn wohl sein wird.

Beim grossen Sohn sieht die ganze Geschichte so aus: Er kommt in die dritte Klasse und wird seine 6(!!!) Lehrperson bekommen. An dieser Schule gab es viele Lehrerwechsel und seinen Jahrgang hat es halt getroffen. Auch er hat die Einschulungstests damals bravourös gemeistert, was die Kindergartenlehrerin etwas überrascht hat. Er hat Strategien entwickelt, wie er sich durch den Unterricht möglichst unauffällig durchmogeln kann. Deshalb war der Kindergärtnerin auch nicht ganz klar, was er so drauf hat. Jedenfalls haben sich der Mann und ich damals nach dem Elternabend mit stolzgeschwellter Brust sehr gefreut, dass das Kind immerhin als drittbesster der Klasse die Prüfungen abgeschlossen hat. So kam er in die erste Klasse und brachte täglich Hausaufgaben nach Hause. Noch in der Schwangerschaft habe ich mir vorgestellt, wie ich freudestrahlend, in mir ruhend, meinem wissensdurstigem Kind bei den Hausaufgaben helfen werde. (Aber ich dachte damals auch, stillen wird sehr romantisch sein bis ich den ersten Milcheinschuss bekam.)

Jedenfalls verstand das Kind nicht, warum er die Buchstaben unzählige male in diesem Schreibheft schreiben soll, wenn er schon längst alle Buchstaben kannte. Bei Lesespass echauffierte er sich über den veralteten Namen des Drachenjägers. Kein Mensch würde so heissen. So ging das Tag ein, Tag aus. Meine romantische Vorstellung von gemeinsam Hausaufgaben machen, hat sich ziemlich schnell in Luft aufgelöst und ich ertappte mich immer wieder, wie ich entnervt sagte, dass er jetzt trotzdem alle diese Buchstaben seitenweise schreiben muss, obwohl er sie schon kann, weil man das in der Schule so machen muss. Manchmal stürzte ihn das in fiese Heulanfälle, was die Hausaufgabenerledigung nicht gerade förderlich beeinflusste.

Da mein Sohn ein guter Redner und sehr plausible Argumente hervorbringen kann, lies ich mich auch immer wieder unbemerkt in diese endlosen Diskussionen einlullen. Ich habe das Internet nach Tipps für hausaufgabengeschändete Eltern abgegrast. Ich habe ein Belohnungssystem nach dem anderen eingeführt und kurze Zeit später wieder entnervt verworfen. Jasper Juul wurde mein treuer Begleiter und ich hätte dem Kind Diagnosen stellen können über Hochsensibilität, Asperger Syndrom, AD(h)S. Nach meinem Wissenstand, hätte ich problemlos eine Schulklasse unterrichten können. Ausser mein eigenes Kind. Irgendwann hiess es von der Schule, das Kind sei langsam weil er Linkshänder sei und Ergotherapie braucht. Nach der Abklärung hiess es, das Kind hat überhaupt keine motorischen Probleme. Zum Glück war in der Zwischenzeit die erste Klasse schon vorbei und ich stellte mir vor, wie das Kind in den Sommerferien einen riesigen Entwicklungsschub machte. (Oh ja, diese lieben Entwicklungsschübe, genau wie die sagenumwobenen Phasen und alles wächst sich aus.)

Zweite Klasse, alte Geschichten. Kaum ging die Schule los, gab es wieder einen Lehrerwechsel. Drei Wochen später wurde ich auch schon zum Gespräch eingeladen weil die Lehrerin das Kind nicht einordnen konnte. Sie erzählte mir von ihren Kindern, die zwei Jahre älter waren als meins und ihren schulischen Problemen. Alle meine Geschichten kannte sie bereits und empfahl mir, das Kind auf AD(h)S testen zu lassen. Das Kind ist zum Termin hin und hat brav alles gemacht, was gefordert wurde. Tatsächlich hat er die Diagnose ADS bekommen. Die Therapeutin machte uns darauf aufmerksam, dass er sehr intelligent ist und seine Intelligenz das Konzentrationsdefizit ausgleicht. Dadurch ist er ein ganz normales, durchschnittlich intelligentes Kind. Schön!

Jetzt ist aber so, dass dieses intelligente Kind ein Tagträumer ist. Seine Antennen nehmen alles was in seiner Umgebung passiert wie ein Schwamm auf. Also kann er mir erzählen was der Fritz vorne links in der zweiten Stunde gesagt hat als die Lehrerin irgendwas von verliebten Zahlen erzählt hat, wie der Max zurückgeschaut hat als die Lehrerin die Geschichte mit den Olchi-Fürzen vorgelesen hat, was Melinda in der Znünibox hatte, welche Farbe das T-Shirt der Lehrerin vor drei Tagen hatte und dass er die Umweltverschmutzung ganz schlimm findet. Er die Welt retten möchte aber trotzdem kein Vegetarier sein könnte, weil er das Fleisch doch so gerne mag, die Kuhfürze die Ozonschicht schädigen und ihn das in tiefste Verwirrung wirft. Ach ja, und irgendwas hätte er sich wegen der Zahlenpyramide und den verliebten Zahlen merken sollen. Aber das hat er ja vergessen, weil weisst du Mama, ich werde Autos erfinden, die keine Umweltverschmutzung machen und überhaupt, warum sollte ich die Schnürlischrift lernen, wenn ich sowieso alle Pläne auf dem Computer schreiben werde. AAAAAAAAAh…ich versuche tief durchzuatmen. Manchmal geht das gut und manchmal etwas weniger. An den etwas weniger guten Tagen, da will ich einfach, dass sich das Kind hinsetzt und diese 25min. einfach die blöden Hausaufgaben macht. Es ist mir sowas von egal ob er irgendwann die Welt rettet oder ein Heilmittel erfindet. Ich wünschte mir nur, dass er ohne alles zu hinterfragen, einfach diese Seite Schnürlischrift hinkritzelt. Manchmal wünsche ich mir, ihn würde nicht alles interessieren und es wäre egal wie was funktioniert und er nur die Hälfte von all dem wüsste. Seinem Gitarrenlehrer sagt er, er könne das Lied nicht üben weil der Titel total doof ist. Ausserdem passt der Refrain überhaupt nicht zum Rest des Liedes und er würde den D-Akkord hier viel passender finden. Er will ins Karate und sobald er den roten Gurt bekommen hat, nicht mehr hin gehen will, weil er ja schon etwas erreicht hat.

Im August kommt er in die dritte Klasse. Er geht noch immer sehr gerne in die Schule und freut sich darauf. Wieder wird er eine neue Lehrperson bekommen. Diese wird zuerst herausfinden müssen, wie das Kind tickt. Vielleicht wird auch sie ihn in den ‚ist zu langsam‘ Topf werfen und denken, dass ihm das Potential fehlt. Vielleicht wird sie aber auch erkennen, dass bei ihm sehr viel mehr zu holen ist als es auf den ersten Blick scheint. Mir bereitet es jedenfalls jetzt schon langsam schlaflose Nächte. Nach den ersten zwei Klassen, habe ICH Angst vor der Schule!

Wie lange dauert es, bis der erste Anruf kommt und ich zum Gespräch in die Schule muss? Aber, ich werde mich daran erinnern, wie ich Heute hier sass und diesen langen Text in die Tastatur gehauen habe, was ich an hatte und wie das Wetter war. Vielleicht erinnere ich mich auch daran, dass das schöne Lied von Robbie Williams im Radio lief….ähm ja 🙂

Und ja, die Sommerferien kommen, Entwicklungsschub und so…

Ist es wichtig beliebt zu sein?

Vor einigen Jahren habe ich eine Mutter über unsere Kinder kennengelernt. Auf der zwischenmenschlichen Ebene verstehen wir uns gut. Wenn es hingegen an die Kindererziehung geht, da sind wir nicht auf der gleichen Wellenlänge.

Ihr Sohn hat die Klasse gewechselt und die Mutter setzt alles daran, dass der Sohn im Kontakt mit beliebten Kinder ist. Er ist offenbar auch etwas Verhaltensauffällig, also ein ADHSler. Sie gibt ihm Ritalin nur aus dem Grund, weil sie nicht möchte, dass er auffällt und keine Kinder mehr zum Spielen hat. In seiner neuen Klasse hat es 2 Jungs die an alle Geburtstagspartys eingeladen werden. Jetzt trifft sich diese Mutter mit den Müttern dieser Kinder. Ich weiss, dass diese Mütter überhaupt nicht ihre Wellenlänge sind, aber sie macht es, damit der Sohn mit diesen Jungs mehr Kontakt hat. Hmmm…

Meine beiden Jungs sind durchaus etwas eigen. Sie sind sehr sozial und die Lehrerinnen erzählen uns bei jedem Elternabend, dass sie überhaupt keine Mühe mit anderen Kindern haben. Dass sie sehr sozial und sehr gerecht sind. Der grosse Sohn verteidigt die schwächeren obwohl er weiss, dass er dabei selber eins auf den Deckel bekommt. Wenn ich ihn frage, warum er das macht, erzählt er, dass er diese Ungerechtigkeit einfach nicht erträgt und dass es halt einfach nicht nett ist von den anderen. Meine Jungs machen durchaus Blödsinn, erzählen Müll und können sich dabei kaputt lachen. Die anderen Jungs in der Schule finden sie trotzdem seltsam und möchten eigentlich nicht sehr viel mit ihnen zu tun haben. Da gibt es den einen oder anderen Jungen mit denen sie auch abmachen, aber so richtig tiefe Freundschaften haben sie nicht. Normalerweise verstehen sich beide viel besser mit Mädchen, weil diese nicht so laut, aggressiv und prollig sind. Also das sagen meine Jungs.

Natürlich könnte man jetzt sagen, dass die Jungs auf dem Weg sind, Einzelgänger zu werden. Ich frage mich, wie schlimm das für ihre soziale Entwicklung ist. Sollten die Kinder nicht selbständig entscheiden können, mit wem sie befreundet sein wollen? Müsste ich mich wie diese erwähnte Mutter verhalten und mich mit den Müttern der anderen Klassenfreunde der Jungs treffen? Es gibt die eine oder andere, die ich interessant finde und auch gerne einen Kaffee trinke. Aber diese kann ich an einer Hand abzählen. Wenn überhaupt. Wie weit sind die Eltern für das Glück der Kinder verantwortlich? Wie wichtig ist es beliebt zu sein? Muss man das schon in einem frühen Alter fördern?

Ich denke, meine Jungs werden wohl die sein, die sich auf dem Pausenhof immer wieder eine einfangen. Einfach weil sie zu nett, freundlich und überlegt sind. Weil sie als ruhig gelten. Ich denke, sie werden nicht daran zerbrechen und auch nicht daran verzweifeln. Das hoffe ich sehr für sie. Es ist ihr Wille nicht mit Hinz und Kunz befreundet zu sein. Ihr Gerechtigkeitsinn ist sehr stark. Ich denke, es wird ihnen auf dem weiteren Lebensweg mehr nutzen, die Fähigkeit zu haben, die Menschen auszuwählen, die ihnen gut tun und nicht weil die Mama findet, dass sie aus irgendwelchem Profitgedanken mit jemanden befreundet sein zu müssen. Hinzu kommt, dass sich meine Jungs extrem gut verstehen. Manchmal hat man den Eindruck, dass sie sich nur durch Augenkontakt verständigen können. Als sie noch kleiner waren, hatten sie eine Weile ihre Geheimsprache und haben so miteinander gesprochen, wenn sie nicht wollten, dass ich mich einmische.

Ja, Kindererziehung ist nicht immer einfach. Das Triggern durch die Eltern kann sehr einflussreich sein. Wie weit sollte man gehen? Wobei sollte man ein Auge zudrücken? Das sind Fragen, die sich uns Eltern jeden Tag mehrfach stellen.

Manchmal wünsche ich mir, es würde Gelassenheit auf mich runterregnen….