Pessimismus

Mein Neurologe hat die seltsame Gabe immer und überall Pessimismus zu verbreiten. Am Anfang während und kurz nach der Diagnose, war er höchst positiver Einstellung. Aber kaum habe ich mich in diese MS-Materie vertieft eingearbeitet und mich kritisch im Hinblick auf Medikamente gezeigt, ist er gleichzeitig zum Oberpessi der Welt mutiert.

Bei jedem Termin, an dem es mir sichtlich gut ging, hat er angefangen mit seinen Fragen zu bohren und herumzustochern, bis er mich soweit hatte, dass ich am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre. Irgendwann habe ich ihm das auch gesagt. Als er anfing, meine Einstellung zu hinterfragen, habe ich gefragt, warum er denn so ein miesepetriger Spielverderber sei. Und zwar in diesen Worten: miesepetriger Spielverderber. Er hat mir das dann so erklärt, dass er absichtlich ganz schwierige und kritische Fragen stelle, weil er nicht möchte, dass ich beim nächsten Schub oder MS-Problem in ein Loch falle.

Vor etwa 2.5 Wochen musste ich wieder antraben weil die verschlechterten Leberwerte kontrolliert wurden. Und hej, mir ging es prächtig! Ich würde sogar behaupten, ich war das blühende Leben. Dann hat er wieder angefangen an mir rumzuhacken. Ob ich mich denn nicht zu sicher fühle so ohne Medikamente. Ob es mir denn bewusst wäre, dass jeder Zeit ein neuer Schub kommen kann. Irgendwann habe ich ihn unterbrochen und gesagt, dass ich ja wohl wisse, dass jeder Zeit ein neuer Schub kommen kann, das ist ja auch das doofe an dieser beknackten Krankheit. Ich will mir jetzt auch keine Gedanken darüber machen, weil, es geht mir gut und ich will diese Zeit geniessen. Vielleicht sind es nur einige Tage, vielleicht aber auch Wochen, das kann mir weder er noch irgendwer ausreden. Ganz klar habe ich ihm gesagt, dass ich in der Gegenwart lebe und ganz egal, was auch immer die Zukunft bringt, ich habe keine Angst davor und weiss, dass ich es meistern werde.

Ich habe wirklich irgendwo tief in mir diese Einstellung. Profis nennen das auch Resilienz (siehe Wikipedia). Ich will mir keine Horrorszenarien ausmahlen, es genügt mir zu wissen, dass es die geben kann.

Trotzdem ist mein Befinden nach dem Neurotermin rapide in den Keller gesunken. Ich versuche dann immer herauszufinden, woran das gelegen haben mag. Also mein gesundheitliches Befinden. Zuerst war ich bei der Akupunktur. Wir haben da wiedermal eine Behandlung gemacht, in der versucht wird, mein Immunsystem neu zu starten. Sowas wie ein Restart. Das bringt mich ziemlich durcheinander, mental und physisch. Dann habe ich hochdosiertes Johanniskraut bekommen wegen meiner Spastiken im Rückenmark. Dazu noch neue Linsen und neue Brille. In den nächsten Tagen ging es mir nicht gut. Kopfschmerzen, Schwindel und meine ganze Haut am Rücken tat mir extrem weh. Danach haben sich meine alten Einstichstellen von den letzten Spritzen gemeldet. Diese Knubbel schwollen an und juckten wie wahnsinnig. Man bedenke, dass ich im März die letzte Spritze gespritzt habe. Jedenfalls habe ich nach zwei Tagen ein Foto meinem Neuro gemailt und gefragt, ob das vom Johanniskraut kommen kann. Er schrieb innerhalb von 15min. zurück, dass ich es sofort absetzen soll und ein Antiallergikum nehmen soll. 3 Tage nach dem Absetzten hatte ich am ganzen Körper einen roten, juckenden Ausschlag. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich vom neuen Shampoo auch juckenden Ausschlag bekomme. In der ganzen Zeit habe ich extrem schlecht geschlafen und hatte seit Tagen, Tag und Nacht, Kopfschmerzen. Jetzt habe ich gemerkt, dass die Kopfschmerzen auch von meiner neuen Brille kommen könnten.

Lange Rede, kurzer Sinn. Seit ich beim Pessi-Neuro rausgegangen bin, ging es mir plötzlich viel schlechter. Auch jetzt weiss ich noch nicht genau, woher der ganze Müll kommt. Es gibt ja so viele Möglichkeiten und wir wissen ja, dass es auch die Drecks-MS sein könnte, die ihre gierigen, verkrüppelten Finger im Spiel hat.

Ich warte jetzt mal ab, trinke Tee und in 2.5 Wochen muss ich eh wieder zum Neuro. Lagebesprechung wegen neuem MRI-Termin.

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Schlafen, Träume und Traumdeutung

Mit etwa 22 Jahren habe ich festgestellt, dass mein Körper auf jegliche Medikamente, auch pflanzliche extrem reagiert. Einige Tage war ich auf Betablocker weil ich einen extrem hohen Puls habe. Betablocker haben mich aber so weit runtergefahren, dass ich zum Teil gar nicht gemerkt habe, wie ich ins Büro gekommen bin. Später hat sich gezeigt, dass der Versuch mit pflanzlichen Geschichten genau die gleiche Wirkung auf meinen Körper hat. Nun, jetzt ‚muss‘ ich etwas härtere Drogen nehmen und da weiss ich, dass sich das bei mir zeigen wird. Diese Tatsachen versuche ich dann immer mit bewusstem Überspielen oder Ablenkung des Unterbewusstseins zu unterdrücken.

Als ich noch auf Spritzen war und diese Morgens gespritzt habe, war ich den ganzen Tag völlig durch den Wind. Wenn ich Mittags gespritzt habe, ging am Nachmittag nix mehr. Fixen kurz vor dem Einschlafen bewirkte einen unnatürlich tiefen Schlaf und ich war trotzdem nicht ausgeruht. Irgendwann habe ich herausgefunden, dass fixen gegen 19.30 Uhr am besten war. In den 4 Wochen ohne Medikamente habe ich wieder ganz normal durchgeschlafen.

Jetzt nehme ich ja seit einem Monat die neuen Medikamente. Der Neuro meinte, da diese einige böse Nebenwirkungen verursachen können, wäre es gut, diese am Tag statt in der Nacht zu bekommen. Also schlucke ich jeden Tag um 8 Uhr meine blaue Pille. Seit etwa 3 Wochen verändert sich mein Schlaf wieder. Ich schlafe vermehrt auf dem Sofa ein und träume in diesen 11/2 Std. bereits unglaubliche Geschichten. In der Nacht wache ich immer um 3 Uhr auf. Da ich weiss, warum ich aufwache, kümmere ich mich eigentlich nicht darum und kann auch bald wieder einschlafen. Mein Neuro hat mir die REM-Phasen erklärt, den raschen Abbau von verschiedenen Hirnstoffen, wie Serotonin, was auch Tagsüber im gleichen Rhythmus stattfindet und wie sich das auf die Erschöpfung auswirkt. Natürlich sei dieses um 3 Uhr Aufwachen auch für eine Depression typisch.

Dank meiner blühenden Fantasie, träume ich sehr viel. Gestern auf dem Sofa habe ich geträumt, dass die Nachbarskatze in unserem Haus war. Die ist mir auf den Kopf gesprungen und sass da wie selbstverständlich. Ich bin mit ihr auf dem Kopf herumgelaufen und habe sie dann nach Draussen gebracht. Sie fühlte sich warm und angenehm weich an. Aber wer will schon mit einer Katze auf dem Kopf herumlaufen. Danach habe ich geträumt, dass ich von jemanden verfolgt werde. Die klassische Geschichte. Als ich nicht genug schnell davonlaufen konnte, habe ich diesen Dreckstypen in Bruce Lee Manier kalt gemacht. Darauf haben sie mich in die Klappse eingeliefert. Als sie mich dann auf der Trage weg brachten, habe ich mein Smartphone am Körper versteckt. So ganz klever so wie es Chuck Norris nicht hätte besser machen können. So, danach bin ich ins Bett. Zuerst konnte ich nicht einschlafen. Nach dem obligatorischen 3Uhr-Aufwachen, habe ich geträumt, dass mir vor einem dringenden Termin der Autoschlüssel abgebrochen ist und ich zuerst auf den Ersatzschlüssel von meinem Mann warten musste. Dann habe ich von der Tochter meiner Nachbarn geträumt und die sass vor mir, hat das Baby gestillt und war halb nackt.

Bevor wir jetzt mit Traumdeutung anfangen, gibt es ganz einfache Erklärungen:

Katze: in dieser Woche fand ein Katzenfight hinter meinem Auto statt und die Strasse war voll von Katzenhaarbüscheln. Dazu haben wir gestern jemand besucht, der kleine Hasen hat und meine Kinder haben ständig von diesem weichen Fell gesprochen.

Verfolgung: das gehört bei ziemlich allen ins Traumrepertoire.

Burce Lee Kampf: die Jungs haben Karatetraining und der Kleine hat heute eigentlich keine Lust drauf.

Klappse: Weil ich mir selber im Traum gesagt habe, ich solle doch nicht so einen Scheiss träumen, das sei ja total irre.

Chuck Norris und Smartphone: Hallo Twitterinsider!

Autoschlüssel: Als wir in die Ferien fuhren, wollte mein Mann den Ersatzautoschlüssel im Auto deponieren. Ich habe ihm da völlig entsetzt erklärt, dass der uns ja nix nützt wenn er im Auto ist und wir das Auto nicht aufmachen können.

Nachbarstochter: Sie stillte letzthin bei uns im Garten ihr Kind und fragte zuerst ob mich das stören würde. Gestern hiess es, das fürs Stillen während der Arbeit in der Schweiz 90min. bezahlt werden. Dann habe ich einen Tweet gelesen, von einer Mutter, die problemlos öffentlich stillt und selber als Mütterberaterin arbeitet. Sie thematisiert immer wieder, wie sich Leute beim Stillen in der Öffentlichkeit peinlich berührt zeigen.

So ist das. Nach einer solchen Nacht, brauche ich Tagsüber keinen Sport mehr machen. Meine Trainingseinheiten habe ich bereits hinter mir…

PS. sorry für die Tippfehler, ich habe leider keine Zeit das durchzulesen 🙂